Ein unvergesslicher Strandbesuch

Copyright by Michaela Giuliani
„Das nenne ich mal einen geilen Strand“, sagte Markus und rückte die Sonnenbrille auf seiner Nase zurecht. Er hatte kurzgeschnittenes Haar und war braun gebrannt. Das geöffnete Hawaiihemd zeigte einen athletischen Körper.
„Oh ja Schatz. Das war doch mal ein spitzenmäßiger Geheimtipp“, sagte Claudia, die neben ihm stand. Ihr schwarzes mittellanges Haar hielt ein Stirnband im 60er-Look zusammen. Da sie oben herum nur ein Bikinioberteil trug, erkannte man auf Anhieb ihr ansprechende Figur. Ihre Hautfarbe ließ jeden Zweifel dahinschwinden, dass sie länger hier im Urlaub waren.
Am Strand war keine Menschenseele und das reizte die beiden noch mehr.
„Ein ganzer Strand nur für uns“, sagte Markus und blickte grinsend über seine Brille zu Claudia.
„Also Romantik stelle ich mir da ein bisschen anders vor“, sagte sie und küsste ihn mit ihrer Zunge. Ohne das er Einfluss nehmen, konnte, regte sich etwas bei ihm. Aber Claudia unterbrach den Kuss verführerisch.
„Doch ich denke, du hast ja noch den Tag zeit mir zu beweisen, dass du es besser kannst“, sagte sie und rannte lachend Richtung Ozean.
„Na warte du“, rief Markus und lief ihr hinterher.
Das Wasser war angenehm warm und sie verfielen in eine Wasserschlacht, gemischt mit einem Austausch von Körperflüssigkeiten. Nach der Abkühlung lagen sie im Sand, lauschten dem Meer und ein paar exotische Vögel, die ihre Kreise flogen. Die Sonne war in der Zwischenzeit hinter dem Steinmassiv verschwunden und sie ruhten im Schatten. Trotzdem spürten sie keine Kälte.
„Hier könnte ich sofort wohnhaft werden“, sagte Claudia, welche die Augen geschlossen hatte.
„Ich wäre direkt dabei. Eine Hütte am Strand und eine noch viel schönere Frau an meiner Seite.“
„Da kommt doch noch der Romantiker in dir zum Vorschein“, sagte sie und setzte sich auf den liegenden Markus.
„Du weißt doch, für dich mache ich alles.“
„Wirklich alles?“, sagte sie und bewegte ihre Hüften, so dass die Reibung an ihm die Lust wachsen ließ.
„Absolut alles“, antwortet Markus lustvoll.
Claudia beugte sich zu ihm hinab.
„Dann nimm mich“, hauchte sie in sein Ohr und sie verfielen in einen wilden Kuss. Markus zog ihr gekonnt das Bikinioberteil aus und streichelte über ihre Brüste, bevor er ihre Brustwarzen küsste. Das Verlangen der beiden wuchs ins unermessliche. Doch es wurde jäh beendet.
„Man ist das krass Hier“, hörten sie eine Frauenstimme und sahen umgehend das ein weiteres Pärchen an den Strand gekommen war.
„Ach du scheiße“, sagte Claudia und rollte von ihrem Freund herunter, um sich das Bikiniteil anzuziehen.
„He Honey, nicht so schnell. Wir sind nicht alleine“, rief ihr Mann.
Die beiden kamen zu Markus und Claudia.
Sie hatte kurzes blondes Haar, was ihr sehr gut stand und mit den langen schlanken Beinen hätte sie ohne weiters auf einem Laufsteg laufen können.
Er hatte braunes, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar. Vielleicht war er nicht so athletisch wie Markus, deshalb wies er Haare auf der Brust vor, welche ihn männlicher wirken ließen.
„Hallo“, sagte die Frau sofort, als sie nah genug waren. „Wir sind Frank und Celine.“
„Markus und Claudia“, man konnte den Frust in Markus Stimme hören.
„Warum so betrübt? An so einem schönen Ort sollte man nur lachen“, sagte Celine aufgedreht.
„Ich habe eine Muskelverspannung. Die muss ich zuerst im Meer abkühlen lassen, damit sie sich lockert“, sagte Markus. Claudia verbiss sich das Lachen, während er zum Wasser lief.
„Wie habt ihr diesen Ort entdeckt?“, fragte Frank.
„Ein Einheimischer gab uns diesen Ratschlag gegeben“, antwortete Claudia.
„Lass mich raten. Miguel?“
Celine war nur am Grinsen.
„Stimmt genau.“
„Was stimmt genau?“, fragte Markus, der zurück aus dem Wasser kam.
„Frank und Celine haben den Tipp von Miguel bekommen.“
„Wenn der das so weiter erzählt, ist es früher oder später kein Geheimtipp mehr“, sagte Markus und setzte sich zu Claudia.
„Ist die Verspannung besser?“, fragte Celine. „Ich kenne eine gute Massagemethode.“
Claudia verfiel in einen Lachkrampf und Markus konnte auch nicht an sich halten.
„Was ist daran so witzig? Frank erzähl ihnen von meinen magischen Fingern.“
„Das hat sie fürwahr“, bestätigt Frank.
„Nein ist schon gut. Es ist alles wieder in Ordnung. Die letzte Flasche Wein zeigt jetzt die Wirkung“, war die Ausrede von Markus.
„Alkohol ist nie verkehrt. Hast du noch etwas von unserem Zeug?“, sagte Celine und blickte gierig zu ihrem Partner.
„Na sicher doch, Babe“, antwortet er und brachte einen Joint zum Vorschein.
„Dann zünde das Teil an. Markus und Claudia haben mit Sicherheit nichts dagegen.“
Frank ließ das Zippofeuerzeug klicken und mit einem tiefen Zug brannte die Marihuanazigarette. Anschließend reichte er ihn weiter zu Celine, die wiederum nach ihrem Zug die Tüte Markus hinhielt. So genossen sie gemeinsam das Marihuana. Die entspannte Atmosphäre lockerte sich immer mehr und der Abend kam. Sie verstanden sich auf Anhieb und je mehr das Gras die Wirkung zeigte, umso unterhaltender wurde es.
„Wie wäre es, wenn wir die Nacht hier verbringen?“, fragte Frank, dessen Augen sich zu kleinen Schlitzen verengten.
„Das ist doch eine ausgezeichnete Idee. Machen wir ein Lagerfeuer“, sagte Celine, die ziemlich breit war.
Markus und Claudia gefiel dieser Gedanke. Ihre neu gefundenen Freunde waren ihnen sympathisch.
„Das können wir tun. Ich habe was zu Essen im Rucksack“, sagte Claudia.
„Und ich habe ein paar von denen hier“, sagte Frank, lachte und hielt vier Joints in die Luft.
„Dann gehen wir Holz suchen und anschließend kann die Party beginnen“, sagte Markus und machte sich mit Frank auf zu dem Palmenwald.
„Ist schon ein geiler Ort hier. Ich liebe es, wenn man so abgelegen ist. Das ist noch die pure Natur.« Frank hob ein paar Palmenblätter auf.
„Ja das ist wirklich wahr. Die überlaufenen Touristenstrände sind auch nichts für mich. Wenn sie alle dort liegen wie Ölsardinen in der Dose. Einfach schrecklich.“
„Ich weiß, was du meinst, obwohl so manche Ölsardinen würde ich gerne den Körper einölen. Wenn du weißt, was ich meine“, sagte Frank und grinste.
„Du hast doch eine wunderschöne Frau.“
„Natürlich habe ich das und glaub mir sie sieht nicht nur wunderschön aus.“ Frank kniff ein Auge zu. „Aber deine Claudia ist auch nicht von schlechten Eltern. Die würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen.“
Frank lachte, doch Markus verging soeben dieses. Er war ein offener Mensch, aber stets treu.
„War nur ein Scherz, Kumpel. Ganz cool.“
Das leicht angespannte Verhältnis, welches sich für einen kurzen Moment zwischen den beiden aufgebaut hatte, wurde durch Reggae Vibes, welche aus dem Wald drangen, unterbrochen.
„Wo kommt das her?“, sagte Markus, der es als Erstes hörte.
„Ist das nicht Bob Marley?“, erkannte Frank.
„Sag mal, was hast du in dem Joint gemischt?“
„Ganz normales Marihuana. Aber der gute alte Bob kommt jetzt richtig gut“, sagte Frank und wippte mit dem Song, „Three Little Birds“, mit. „Komm gehen wir nachschauen, wo das herkommt?“
„Was ist mit unseren Frauen?“, fragte Markus.
„Na die wird schon keiner klauen.“
Sie gingen weiter in den Palmenwald und die Musik wurde immer lauter, was sie ihrem Ziel näher brachte. Bald entdeckten sie Licht und wie Fliegen in der Dunkelheit, zog sie die Lichtquelle an. Hinter einem Busch versteckt erblickten sie ein Haus, das mit der weißen Veranda an ein Südstaatenhaus erinnerte. Männer und Frauen tanzten zu der Reggaemusik und diejenigen, welche sich nicht bewegten, rauchten Joints oder tranken Hochprozentiges.
„Das ist doch mal eine geile Party“, sagte Frank, den man die Lust in den Augen ansehen konnte, dort jetzt mitzufeiern.
„Warum haben wir nur den ganzen Tag nichts von den Leuten gehört?“, sagte Markus etwas misstrauisch.
„Ist doch egal. Fakt ist, die sind hier und wir auch, also warum sollten wir uns nicht einmal vorstellen. Eine Feier zu viert ist gut, aber eine Party mit zwanzig noch besser.“
„Ich weiß nicht?“
Irgendetwas gefiel Markus nicht, doch wusste er es nicht zuzuordnen.
„Ach was soll schon großartig passieren, außer das sie uns sagen, dass wir uns verpissen sollen.“
Markus überlegte, als ihn von hinten etwas packte.
„Aha da seid ihr also“, sagte Claudia. Markus war das Herz in die Hose gerutscht.
„Wollt ihr auf eine Party gehen und uns nicht mitholen?“, fragte Celine, nahm Freund in den Arm und gab ihm einen feuchten Kuss.
„Markus hier hat Angst hin zugehen. Aber wisst ihr was. Ich opfere mich und gehe hin. Ich werde mit ihnen sprechen.“
Frank ging ohne, dass jemand etwas sagen konnte zum Haus. Die anderen drei beobachteten, dass er mit den Partymenschen sprach und als alles in Gelächter ausbrach, winkte er sie herbei. Sie gingen zum Gebäude und wurden von der Partygesellschaft freundlich aufgenommen. Die Menschen waren überall in der Wohnung verteilt und die vier Freunde mischten sich unter das Volk. Frank und Celine hatten weniger Kontaktprobleme, sie plauderten mit den Leuten fast so, als würden sie sich kennen. Bei Markus und Claudia änderte sich dies erst mit dem Alkoholpegel. Sie tanzten zu der Musik und der Marihuananebel ließ sie in eine weitestgehende schwerelose Trance gleiten. Viele Partygäste wurden immer exzessiver und das sie es nicht an Ort und Stelle trieben, fehlte noch. Mittlerweile tanzte Markus mit Celine und Frank mit Claudia. Leidenschaftlich bewegten sie sich zueinander, als wären sie Paare. Frank brachte Claudia geschickt mit dem Tanz in ein Zimmer, in dem sie alleine waren. Engumschlungen dachte niemand an seinen Partner. Ein Bett das im Weg stand brachte sie zum Fall und sie landeten übereinander darauf.
„Upps. Was für ein Missgeschick“, sagte Frank und näherte sich ihrem Mund.
„Aber wirklich!“, sagte Claudia absolut benebelt und befreit von jeglicher klaren Gedankenwelt.
Frank küsste sie und Claudia stieg darauf ein. Er liebkoste ihren Hals, ging über das Schlüsselbein weiter zu ihren Brüsten. Daraufhin folgte der Bauch, bis er an den Schenkeln, in Claudia eine Extasse auslöste, welche sie laut aufstöhnen ließ. Sie wusste, dass sie einen Fehler machte, trotz alledem wollte sie es. Oder?
Eine frische Meeresbrise ließ sie auf einmal klar denken und Claudia stieß Frank sanft weg.
„Nein das ist falsch“, sagte sie und sprang auf. Sie lief zur Tür.
„Ach komm bleib hier. Ich lass dich alles Vergessen“, sagte Frank, in einer gelassenen Ruhe, was seltsam klang.
Claudia machte keine Anstalten mehr zu bleiben und öffnete die Tür. Sie blickte in das geräumige Wohnzimmer des Hauses. Ihr stockte der Atem, als sie Markus nackt auf dem Tisch liegen sah. Celine über ihm gebeugt. Erst beim zweiten Blick erkannte sie, dass der Körper ihres Freundes leblos war und dass die Partygäste sich alle darum versammelt hatten. Claudia schrie, vor Schrecken.
„Was habt ihr mit ihm gemacht.“
Celine drehte sich zu ihr um und gelbe spitze Zähne zeigten ein grausiges Lächeln.
„Wie Frank, bist du nicht mehr so verführerisch?“, sagte sie und lachte.
Die anderen verfielen genauso in lautes Gelächter.
„Du weißt doch“, sagte Frank, der in der Tür stand. „Ich liebe es, vor der Mahlzeit noch ne Nummer zu schieben.“
Er zeigte ebenfalls diese Reißer von Zähnen und lächelte Claudia boshaft an.
„Das ist unmöglich“, sagte sie und stolperte nach hinten.
„Dies ändert nichts an der Tatsache, das es so ist. Wir sind Vampire und unser guter alter Bekannter Miguel schickt uns immer ein paar Leute an den Strand. Dieser Geheimtipp ist einfache Spitze. Viele Menschen würden hier für diesen Ort ihren letzten Tropfen Blut geben“, sagte Frank und verschränkte die Arme. „Was machen wir mit ihr, Celine?“
„Ich würde gerne ihr Blut kosten.“
Claudia erblickte erneut den leblosen Körper von Markus und Verzweiflung wuchs in ihr, während sich Frank und Celine ihr näherten. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, sprang auf und stürmte aus dem Haus in den Palmenwald.
„Och nicht doch“, sagte Frank und hörte sich dabei fast wie ein Kind an.
Palmenzweige schlugen Claudia ins Gesicht. Weinend und verzweifelt lief sie Richtung Strand. Wohin sie genau rannte, wusste sie nicht. Das Einzige, was sie wollte, war so schnell wie möglich weg. Hinter jeder Palme konnte ein Vampir stehen. Allein der Gedanke daran löste in ihr ein Kopfschütteln aus. Das war nicht die Realität und doch hatte sie es mit eigenen Augen gesehen. Der regungslose Körper von Markus auf dem Tisch ließ sie erschaudern. Sie liebte ihn und jetzt war er tot.
Erleichtert erreichte sie den weißen Sand und suchte die Stelle, an der sie noch am Mittag zu diesem Strand gelangt waren. Sie schien Glück zu haben, denn sie fand Pfad. Mit aller Kraft, die sie noch hatte, spurtete sie darauf los. Fast am Ziel stellte sich Frank ihr in den Weg. Sie wusste nicht einmal, wo er hergekommen war. Aber sie rannte mit voller Wucht in seine Arme. Claudia schrie aus Leibeskräften.
„Also Claudia das hilft dir jetzt auch nicht mehr.“
Blitzschnell drückte er ihr den Kopf zur Seite und biss zu.
Claudia spürte, wie ihr das warme Blut den Hals hinunterlief, gefolgt von Leere und dem raschen Tod.
Als am Morgen die Sonne aufging und einen weiteren wunderschönen Tag einläutete, ließ nur noch ein Blutfleck auf dem weißen Sand erkennen, was am Vorabend hier passiert war. Doch dieser Fleck war so klein, dass das Pärchen welches zum Strand kam, ihn nicht erkannte.
„Das nenne ich mal einen geilen Strand.“